Flexibles Arbeiten in Gleitzeit
Was bedeutet Gleitzeit?
- Innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens besteht die Möglichkeit, die Arbeitszeit flexibel anzupassen.
- Die tägliche Arbeitszeit wird vom Arbeitgeber durch die Festlegung des frühesten Start- und spätesten Endzeitpunkts definiert.
- Zusätzlich zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung kann der Arbeitgeber kann auch eine bestimmte Zeitspanne zwischen Start- und Endzeitpunkt festlegen, innerhalb derer alle Mitarbeiter anwesend sein müssen.
Bei der Gleitzeit handelt es sich um eine flexible Arbeitszeitregelung, die den Arbeitnehmern die Freiheit gibt, ihre Arbeitszeit innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens selbst zu bestimmen. Im Gegensatz zu den traditionellen Nine-to-Five-Jobs, bei denen von den Arbeitnehmern feste Arbeitszeiten erwartet werden, ermöglicht die Gleitzeit dem Einzelnen eine größere Kontrolle über seinen Zeitplan. Der Arbeitgeber legt in der Regel einen Zeitrahmen fest, z. B. von 6 bis 20 Uhr, innerhalb dessen die Arbeitnehmer ihre Wochenarbeitszeit nach eigenem Ermessen gestalten können.
Bei der Gleitzeit haben die Beschäftigten die Möglichkeit, ihren Arbeitstag zu unterschiedlichen Zeiten zu beginnen und zu beenden, je nach ihren persönlichen Vorlieben und Verpflichtungen außerhalb der Arbeit. So kann jemand mit Gleitzeit seinen Arbeitstag früher beginnen, um am Nachmittag mehr Zeit für persönliche Aktivitäten zu haben oder um familiären Verpflichtungen nachzukommen. Oder sie entscheiden sich für einen späteren Tagesbeginn, wenn sie zu bestimmten Zeiten produktiver sind oder morgens Termine wahrnehmen müssen.
Vorteile von Gleitzeit
Verbesserte Work-Life-Balance und Mitarbeiterzufriedenheit
In einem Gleitzeitmodell haben Mitarbeiter größeren Einflusses auf die Gestaltung ihrer Arbeitszeit und somit mehr Kontrolle über den eigenen Zeitplan hat. Dies kann vor allem für diejenigen von Vorteil sein, die neben der Arbeit noch andere Verpflichtungen oder Verantwortlichkeiten haben, wie die Betreuung von Kindern oder älteren Familienmitgliedern. Durch die Möglichkeit, ihre Arbeitszeiten anzupassen, können sie ihre beruflichen und privaten Aufgaben und Termine besser miteinander vereinbaren. So können sie beispielsweise Arzttermine oder Behördengänge einplanen, ohne sich von der Arbeit freistellen lassen oder ihren gesamten Tagesablauf umstellen zu müssen. Dadurch das Mitarbeiter mit Gleitzeit mehr Einfluss auf die Gestaltung ihrer Arbeitszeit haben, ergeben sich also zahlreiche Vorteile, die zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben beitragen.
Verbesserte Motivation und Produktivität
Ein weiterer Vorteil ist, dass eine flexible Arbeitszeitgestaltung zu einer weniger stressigen An- und Abreise führen kann. Der Berufsverkehr und überfüllte öffentliche Verkehrsmittel zu Stoßzeiten können oft frustrierend und zeitraubend sein. Durch die Möglichkeit, die Arbeit zu verschiedenen Zeiten zu beginnen oder zu beenden, kann man jedoch die verkehrsreichsten Zeiten vermeiden und einen reibungsloseren Arbeitsweg haben. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch den Stress und die Angst, die mit der Eile verbunden sind, pünktlich zur Arbeit zu kommen. Darüber hinaus ermöglicht diese Flexibilität jedem Einzelnen, sich an seinen eigenen Tagesrhythmus anzupassen, ob er nun ein Frühaufsteher ist oder lieber später am Tag beginnt, was die allgemeine Arbeitszufriedenheit und das Wohlbefinden verbessert.
Durch die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit individuell zu gestalten, fühlen sich Mitarbeiter oft motivierter und engagierter. Dies kann zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und Produktivität und Leistung führen.
Anziehender Arbeitsplatz
Gleitzeit kann ein attraktives Arbeitsplatzmerkmal sein und dazu beitragen, Talente auf sich aufmerksam zu machen und langfristig zu halten, da es den Mitarbeitern ermöglicht, ihre Arbeit an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.
Durch die Flexibilität der Arbeitszeit können Arbeitgeber die Arbeitskapazität besser an die Arbeitslast anpassen und Überstunden sowie Leerlaufzeiten reduzieren.
Nachteile von Gleitzeit
Kommunikation und Selbstverantwortung
Die Flexibilität der Arbeitszeit kann die Koordination von Teamaktivitäten erschweren und die Kommunikation zwischen Mitarbeitern beeinträchtigen, insbesondere wenn sich ihre Arbeitszeiten stark unterscheiden. Unterschiedliche Arbeitszeiten einzelner Mitarbeiter können die Zusammenarbeit und den Teamgeist beeinträchtigen, insbesondere wenn die Teammitglieder Schwierigkeiten haben, gemeinsame Zeitfenster für Besprechungen oder Zusammenarbeit zu finden.
Beschäftigte müssen außerdem sehr viel eigenverantwortlicher handeln und auf die Einhaltung ihrer vertraglich vereinbarten Arbeitszeit achten, was bei Gleitzeitarbeit besonders wichtig ist. Wenn Mitarbeiter ihre flexiblen Arbeitszeiten nicht gut managen und beispielsweise ihre tägliche Höchstarbeitszeit überschreiten müssen, um einen negativen Stundensaldo auszugleichen, kann dies zu Überarbeitung und Burnout führen, was langfristig die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeiter beeinträchtigen kann.
Überwachungs- und Kontrollprobleme
Es kann schwieriger sein, die Arbeitszeiten und die tatsächliche Arbeitsleistung der Mitarbeiter zu überwachen und zu kontrollieren, insbesondere wenn keine klaren Richtlinien und Kontrollmechanismen vorhanden sind. Ohne angemessene Kontrollen besteht die Möglichkeit, dass Mitarbeiter die Flexibilität der Gleitzeitregelung ausnutzen und weniger arbeiten als vereinbart oder ihre Arbeitszeiten manipulieren.
Nicht alle Arbeitsplätze sind für Gleitzeitarbeit geeignet
Die Flexibilität, die Gleitzeitarbeit bietet, ist möglicherweise begrenzt, da bestimmte Arbeitsabläufe oder Projekte eine Koordination erfordern, die über individuelle Zeitfenster hinausgeht. Einige Arbeitsplätze erfordern eine kontinuierliche Anwesenheit oder eine spezifische Arbeitszeit, was die Umsetzung von Gleitzeitregelungen erschwert und möglicherweise nicht für alle Mitarbeiter geeignet ist.
Arten von Gleitzeitmodellen
Einfache und qualifizierte Gleitzeit
Wie beschrieben ermöglicht einfache Gleitzeit den Mitarbeitern, ihre Arbeitszeit innerhalb eines festgelegten Rahmens – zum Beispiel zwischen 06:00 und 20:00 Uhr – flexibel zu gestalten, ohne dass eine Genehmigung für die individuelle Verschiebung der Arbeitszeit erforderlich ist. Die Mitarbeiter haben in der einfachen Gleitzeit für gewöhnlich eine Kernarbeitszeit, in der sie anwesend sein müssen, aber darüber hinaus können sie ihre Arbeitszeit frei wählen, solange sie die vereinbarte Gesamtarbeitszeit erreichen.
In qualifizierter Gleitzeit hat der Arbeitnehmer die Befugnis, sowohl über den Zeitpunkt und die Dauer seiner täglichen Arbeitszeit zu entscheiden, sondern auch darüber, wie er innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens einen Ausgleich erreicht, um die durchschnittlich geschuldete Arbeitszeit zu erfüllen. In der qualifizierten Gleitzeit sind in der Regel Absprachen mit dem Vorgesetzten für die Verschiebung der Arbeitszeit notwendig. Es gibt meistens spezifische Regelungen oder Einschränkungen hinsichtlich der Flexibilität, wie beispielsweise Mindest- und Höchstgrenzen für die tägliche Arbeitszeit, Anforderungen an die Vorankündigung von Änderungen und die Möglichkeit, Überstunden aufzubauen oder abzubauen. Flexible Arbeit in Form von qualifizierter Gleitzeit ist in der Regel komplexer zu verwalten und erfordert eine größere Koordination zwischen den Mitarbeitern und ihren Vorgesetzten.
Jahresarbeitszeit und Lebensarbeitszeit
Bei der Gleitzeit mit Jahresarbeitszeit wird die Arbeitszeit der Mitarbeiter über ein gesamtes Jahr betrachtet, anstatt tägliche oder wöchentliche Stunden festzulegen. Die Mitarbeiter haben in der Regel die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens flexibel zu gestalten, jedoch müssen sie sicherstellen, dass sie am Ende des Jahres eine vereinbarte Gesamtarbeitszeit erreichen.
Ein Lebensarbeitszeitkonto ermöglicht es Arbeitnehmern, ihre Arbeitszeit flexibel zu gestalten, indem sie Arbeitsstunden ansammeln oder abbauen können, um eine bessere Work-Life-Balance zu erreichen. Mitarbeiter können Überstunden auf ihrem Konto ansammeln und sie später nutzen, um Freizeit zu nehmen, ohne Gehaltsverlust zu erleiden. Dies bietet langfristige Planungsmöglichkeiten und Selbstbestimmung bei der Arbeitszeitgestaltung, während rechtliche Bestimmungen und Vereinbarungen die Fairness und Transparenz der Konten sicherstellen.
Beispiel: Stunden für ein Sabbatical sammeln
Angenommen ein Mitarbeiter der vertraglich 40 Stunden pro Woche arbeiten muss, leistet pro Woche 5 Überstunden. In 5 Jahren sammelt er so insgesamt 1300 Überstunden auf seinem Lebensarbeitszeitkonto an. Der Mitarbeiter kann sich dann – in Rücksprache mit seinem Arbeitgeber – dafür entscheiden, die Stunden auf seinem Lebensarbeitszeitkonto für ein Sabbatical zu verwenden, um zu reisen und sich zu erholen.
Wenn er alle 1300 seiner angesammelten Überstunden nutzt, bekommt er für 32,5 Wochen weiterhin sein reguläres Gehalt, da er seine angesammelten Überstunden nutzt, um die fehlende Arbeitszeit auszugleichen. Nach dem Sabbatical hat der Mitarbeiter kein Guthaben mehr auf seinem Lebensarbeitszeitkonto, aber er kann erneut damit beginnen, Überstunden anzusammeln, um zukünftige Freizeit zu finanzieren.
Gleitende Arbeitszeit in Österreich
In Österreich wird die gleitende Arbeitszeit in Betrieben mit einem Betriebsrat durch eine Betriebsvereinbarung festgelegt. Wenn kein Betriebsrat vorhanden ist, muss eine schriftliche Gleitzeitvereinbarung mit jedem einzelnen Arbeitnehmer im Rahmen des Arbeitsvertrags getroffen werden. Seit September 2018 kann die tägliche Normalarbeitszeit in solchen Vereinbarungen auf bis zu 12 Stunden verlängert werden. Dies ermöglicht es den Mitarbeitern, ein Zeitguthaben aufzubauen, das sie für Gleittage nutzen können, um beispielsweise längere Wochenenden zu ermöglichen. Es ist wichtig, dass der Verbrauch dieses Zeitguthabens im Zusammenhang mit den wöchentlichen Ruhezeiten nicht ausgeschlossen ist.
Gleitende Arbeitszeit in der Schweiz
In der Schweiz entstehen bei der Gleitzeit grundsätzlich keine Überstunden im rechtlichen Sinne. Wenn Mitarbeiter unverschuldet weniger arbeiten können, müssen sie die fehlende wöchentliche Arbeitszeit nicht nacharbeiten. Der Arbeitgeber ist jedoch in der Regel verpflichtet, trotz fehlender Arbeitsleistung den Lohn gemäß den geltenden Vorschriften weiter zu zahlen. Das Schweizer Bundesgericht betont, dass bei Gleitzeit der Mitarbeiter selbst für den Ausgleich von Plus- und Minusstunden verantwortlich ist. Das bedeutet, dass es in Ordnung ist, wenn Mitarbeiter mehr arbeiten als geplant und dann später weniger, solange die Gesamtarbeitszeit im Rahmen bleibt.
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